der große GARTEN

wilde kräuter, labneh, sesam, olivenöl

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prolog

Es sind die letzten Tage des Sommers und es regnet. Das Grüne draußen ist so saftig, dass es von den Blättern runter zu tropfen scheint. An diesem Tag bin ich nach Gerswalde in die Uckermark eingeladen, in den Großen Garten von Lola. So heißt er auch: Der Große Garten. Ein Ort, der mir mehrfach ans Herz gelegt wurde. Jetzt ist die perfekte Gelegenheit. Lola erwartet mich dort und möchte mir den Garten zeigen. Zusammen wollen wir ein paar Rezepte ausprobieren. Die Kräuter, die wild in Garten und Umgebung wachsen, sollen verwendet werden.

Der Garten ist tatsächlich groß. So groß, dass nur ein kleiner Teil bepflanzt wird. Der Rest ist von wilden Wiesen bewachsen. Es ist der Kulturgarten einer ehemaligen Schlossgärtnerei in Form von Feldsteinterrassen auf denen früher kalifornisches Obst angebaut wurde. Oberhalb dieser Terrassen befinden sich mehrere Gebäude: ein kleines Café in einem Palmenhaus, wo es Kuchen und andere Leckereien gibt, ein Heizhaus in dem Fisch geräuchert wird und daneben eine kleine Eismanufaktur. Seitlich befinden sich noch eine Scheune und ein paar andere Gebäude, die auf die Sanierung warten.

Mit Anna gehe ich die wilden Kräuter sammeln. Anna arbeitet auch im Garten und kennt sich bestens aus. Wir laufen die Terrassen runter und da geht es schon los, Anna greift mit bloßen Händen in ein Meer von Brenneseln und reißt mehrere Bündel aus. Ich glaube es nicht. Hat sie gerade da reingegriffen? Anna klärt mich auf: Die winzigen Stacheln, die den unangenehmen Juckreiz verursachen, wachsen nach oben. Wenn man die Pflanze von unten nach oben anfasst passiert nichts. Ich merke wie viel Ahnung ich über die Jahre an Kräuterkunde gesammelt habe: GAR KEINE.

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Im unteren Teil des Gartens fließt ein kleiner Bach und auf der anderen Seite fängt der Wald an. Dort machen wir weiter und Anna zeigt mir mehr Kräuter. Einige kenne ich schon, und andere sehe ich zum ersten mal: Gundermann, Giersch, Taubnessel, Spitzwegerich, Schafgarbe, Vogelmiere, Waldmeister, Löwenzahn, Brennesel, Knoblauchsrauke… Mit diesem Wissen werde ich niemals hungern müssen, denke ich. Danke Anna.

Nach dem wir eine ansehnliche Menge an Kräutern gesammelt haben, gehen wir zurück ins Haus. Es ist Essenszeit. Lola wartet bereits in der Küche und zeigt uns eine Große Klette, die sie zusammen mit ihrer Mutter ausgegraben hat. Eine monströse Wurzel, die eine halbe Stunde gebraucht hat, um ans Licht zu kommen. Ich frag mich, ob die Große Klette mit uns am Tisch sitzt und mitisst. Sie ist so riesig und sieht irgendwie unheimlich aus. Aber erfreulicherweise wird sie zerkleinert und zubereitet.
Anna möchte einen Salat mit den wilden Kräutern machen und aus den Brenneseln soll eine Gemüsecremesuppe werden. Ich habe ein Labneh aus meiner Küche mitgebracht. Das war mein ewiger Begleiter diesen Sommer und nun soll es auch mal ganz anders eingesetzt werden. Es wird mit den Kräutern, geröstetem Sesam und ein bisschen Olivenöl serviert. Als Vorspeise mit etwas Brot dazu. Wir machen uns alle an die Arbeit und langsam treffen die restlichen Familienmitglieder ein. Wir setzen uns an den Tisch und die verschiedenen Gerichte werden serviert und bewundert.

Der Himmel hat sich mittlerweile schon gelockert und die Abendsonne scheint durch. Ich muss langsam aufbrechen und in die Stadt zurückfahren. Ich möchte mich aber noch einmal verzaubern lassen, von diesem Moment am Tisch und von diesem Ort. Ich bleibe noch, Berlin kann warten.

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ZUTATEN (2 PERSONEN)

500 g Joghurt 3,8 %
ein Schuss Olivenöl
1 TL weißer Sesam
1 TL schwarzer Sesam
Salz
1 Handvoll wilde Kräuter (Schafgarbe, Spitzwegerich, Taubnessel, Vogelmiere)
Getoastetes Brot als Begleitung

ZUBEREITUNG

Für das Labneh sind erstmal 24 Stunden Vorplanungszeit notwendig. Ein sauberes Küchentuch über ein Sieb drapieren und dieses über eine große Schüssel hängen, sodass die Molke in die Schüssel abtropfen kann. Den Joghurt leicht salzen und in das Tuch geben. Das Tuch zudrehen bis die erste Flüssigkeit abtropft. Das ganze im Kühlschrank für 24 Stunden abtropfen lassen.

Die Sesamsamen zusammen in einer Pfanne langsam rösten bis sie anfangen zu duften und beiseite stellen. Die Kräuter waschen und trocken tupfen.

Zwei Esslöffel Labneh in die Mitte des Tellers streichen, mit einem Schuss Olivenöl und den Sesamsamen garnieren. Mit den wilden Kräutern dekorieren und zu getoastetem Brot oder Pita servieren.

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Hier sind die Links zum Großen Garten und deren Mitgestalter:

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